Im Portrait: Nothing about us without us – Zur Entstehung der Ausstellung vom netzwerk medien.vielfalt!

Nothing about us without us (zu Deutsch „Nichts über uns, ohne uns“) – das ist der sorgfältig kuratierte Titel der Ausstellung des netzwerk medien.vielfalt! In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten wurde viel über Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung gesprochen, aber nicht mit ihnen. Die Medien tragen Verantwortung. Welche, und wie es besser geht, zeigt die Ausstellung des Netzwerks. Diese feierte bei der No Lager – Break Isolation Konferenz im Juni ihre Premiere.

Im Rahmen der dreijährigen Finanzierung des netzwerk medien.vielfalt! war die Umsetzung und Wanderung einer Ausstellung geplant, die mitunter die facettenreiche und wichtige Arbeit des Netzwerks beleuchtet. Genau wie bei der Produktion der Corax-Programmzeitung zum Thema „Integration“ im April 2021, steht vor allem die Perspektive von Menschen mit Zuwanderungs- und/oder Fluchtbiographie im Vordergrund. Wir haben mit Luise Marbach und Yumn Ammar über den Prozess, sowie die Umsetzung der Ausstellung gesprochen.

Von der Idee zur Umsetzung

Im Laufe der letzten Monate etablierte sich während diverser Netzwerktreffen eine feste, diverse Gruppe, die sich mit der Entwicklung, Gestaltung und Umsetzung der Ausstellung beschäftigte. Die Dezentralität und Verteilung des Netzwerks auf das ganze Bundesgebiet stellten vor allem durch die Corona Pandemie eine besondere Herausforderung dar. Statt sich in Präsenztreffen austauschen zu können, verlagerten sich Meetings und Vorbereitungstreffen in Online- und später Hybrid-Treffen. Die Orga-Gruppe der Ausstellung bestand aus Redakteur*innen von Freiburg bis Rostock – also aus ganz Deutschland. Trotz der Herausforderung haben sich die Medienmacher*innen nicht unterkriegen lassen. Während zwei Workshop-Wochenenden in Präsenz wurden die letzten Details von Angesicht zu Angesicht geklärt und umgesetzt. Erste Testläufe und die konkrete Umsetzung fanden im Mai 2022 statt. „Es gab eine Vielzahl kreativer und empowernder Momente“, so Yumn. Diese gab es vor allem bei der Klärung der Frage nach dem Fokus und den Inhalten der Ausstellung.

Zu Beginn stellte sich die Gruppe den drei wichtigsten Grundfragen: Welche Themen, welche Ziele und welches Publikum soll die Ausstellung erreichen? Die Ergebnisse der Ausstellung konnten bereits am letzten Wochenende im Rahmen der NoLager-Konferenz in Göttingen begutachtet werden. Den ersten Besucher*innen zu Folge ist die Umsetzung mehr als gelungen.

Herausforderungen und Erfolge im Prozess

Die Diversität im netzwerk medien.vielfalt! ist eine Bereicherung für kreative Prozess in der täglichen Medienarbeit. Das erste Highlight, so Yumn, war die Etablierung der Orga-Gruppe mit dem Ziel direkt zu starten. Am Anfang war alles noch sehr abstrakt und es gab viele offene Fragen wann, wo und wie die Ausstellung umgesetzt werden würde. Doch im gemeinsamen Austausch und Prozess wurde alles viel konkreter. Luise ergänzt: „Am wichtigsten, aufregendsten und tollsten waren die Momente in denen wir zusammensaßen.“ Auch das Engagement und illustratorische Beiträge von Einzelpersonen wie Alhassane Diallo aus Kassel beeindruckten sie sehr.

Aber natürlich gab es bei der Größe der Ausstellung auch Herausforderungen, die im Prozess spürbar waren. Dabei kam es Yumn zu Folge zu den „üblichen Schwierigkeiten in der Kommunikation und Verständigung zwischen Menschen mit diversen Hintergründen und verschiedenen Voraussetzungen“. Außerdem tat sich die Gruppe schwer bei der Fülle an Ideen möglichst viel in die Ausstellung zu integrieren. Auch die Vorstellungen darüber was eine Ausstellung ist und sein kann, waren anfangs sehr unterschiedlich. Dennoch schafften es laut Luise „bis auf wenige Einschränkungen und mit leichten Abänderungen alle Umsetzungsidee in die finale Ausstellung“. Auch der strenge Zeitplan und das limitierte Budget schränkten den ein oder anderen kreativen Prozess ein. Doch die feste und sehr engagierte Gruppe meisterte die Herausforderungen gemeinsam.

Aufruf und Feedback zur Ausstellung

Yumn und Luise machen im Gespräch große Lust auf einen langen Spaziergang durch die Ausstellung und das Kennenlernen des Netzwerks. Außerdem gibt sie „die Realität und Motivation der einzelnen Netzwerk-Aktivist*innen“ wieder, sowie die „Themen die sie bewegen“. Nach der ersten erfolgreichen Umsetzung in Göttingen resümiert Luise, man könne sich bei der Ausstellung auf eine „farbenfrohe, vielschichtige und lebendige Ausstellung freuen“. Sehr positives Feedback erhielt die Gruppe u.a. für die Darstellung der Ausstellung und die Kombination der interaktiven Elemente, wie beispielsweise das Quiz, das Radiostudio und mehrsprachige Ausstellungshefte.

Weitere Infos zur Ausstellung

Die Ausstellung „nothing about us without us“ wird in den kommenden Wochen und Monaten quer durch Deutschland wandern. Alle Wandertermine werden hier bekanntgegeben. Wenn ihr selbst Interesse habt die Ausstellung in euere Stadt zu holen, findet ihr hier weitere Informationen. Außerdem wird das hörbare Gästebuch der Ausstellung auf der Website Colourful Voices des netzwerk medien.vielfalt! die Eindrücke und Perspektiven der Besucher*innen dokumentieren.


Zu den beiden Interviewpartnerinnen:

Luise Marbach (Radio Corax, Halle): Mit der Expertise als Bildende Künstlerin begleitete sie den Entwicklungsprozess von Beginn an und koordinierte die Treffen der Ausstellungsgruppe, sowie deren finale Umsetzung.

Yumn Ammar (Diversity Media e.V., Nürnberg): Die Medienmacherin und Aktivistin beteiligte sich seit dem letzten Jahr an der Entwicklung der Ausstellung von der Idee zur Umsetzung. Nach ihren positiven Erfahrungen bei der Umsetzung der Netzwerkausgabe des Corax Magazin, trug sie vor allem inhaltlich und unterstützend zur Ausstellung bei.