Zum internationalen Tag gegen Rassismus

Wir haben beschlossen unsere Position zu verschiedenen Themen und Vorgängen als Netzwerk in Statements festzuhalten und sichtbar zu machen. Auf der neuen Unterseite „Über uns“ findet ihr zukünftig unsere Statements.

Unsere Medienpraxis zeigt: Es stellt sich nicht die Frage, ob wir uns integrieren müssen!

Wir staunen nicht schlecht, welche Rufe nach Integration uns begegnen. Benehmt euch hier! Lernt die Sprache! Sprecht verständlich! Geht arbeiten! Oder aber: Geht nicht arbeiten. Ihr nehmt die Arbeitsplätze weg. Ja, wir erleben Rassismus. Im Alltag, auf der Straße, in der Behörde. Das Recht zu bleiben müssen wir uns erarbeiten. Ohne Leistung geht es nicht. Das ist die Eintrittskarte. Deutsch lernen. Einen Job haben. Obwohl viele unserer Abschlüsse in Deutschland nicht anerkannt werden. Obwohl wir lange Zeit in einer Unterkunft leben und auf Briefe vom Amt warten. Obwohl es schwer ist zwischen Jobcenter, Steuersystem und Einwohnermeldeamt den Durchblick zu wahren. Viele Behördenbriefe sind auch für deutsche Muttersprachler*innen nur schwer verständlich.

Warum kommt diese Integrationsdebatte immer dann auf, wenn es um migrantisierte Menschen geht? Warum wird angenommen, es gäbe eine unüberwindbare Kluft zwischen einer vermeintlich „deutschen“ Kultur und einer anderen? Während die deutsch-französische Freundschaft beschworen wird?

Wir als Medienmacher*innen im netzwerk medien.vielfalt! arbeiten in 12 Städten vor Ort. Wir arbeiten in vielen verschiedenen Berufen. Wir studieren Medienwissenschaften oder waren als Journalistin in anderen Ländern tätig. Uns prägen Bildungsabschlüsse, politische Orientierung oder unsere Stellung in der Gesellschaft. Als vielfältige Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen kommen wir zusammen und machen Radio, produzieren Videos oder Printmedien. Es stellt sich nicht die Frage, ob wir uns integrieren müssen!

Die Debatte um Integration verhindert die Möglichkeit zu wählen wie sich migrantisierte Menschen ausdrücken wollen. Sie verhindert eine demokratische Auseinandersetzung über Rassismus mit den Betroffenen selbst. Sie schließt die Menschen aus, anstatt sie einzuschließen. Die Debatte um Integration verhindert ein inklusives Denken, alle mitzunehmen. Egal welchen Hintergrund jemand hat.

Diese Debatte muss ein Ende haben. Lasst uns den Raum! Zum Atmen. Für neue Ideen. Für eine gerechte Gesellschaft ohne Rassismus!

Unser erstes Statement findet ihr übrigens hier.

(Beitragsbild by Clay Banks on Unsplash)