Ein Text von Rufine Songue
Das Transborder Camp ist eine antirassistische Veranstaltung, vor allem zum Thema Bewegungsfreiheit, die vom 12. bis 17. Juli in Nantes stattgefunden hat. Dieses Camp findet an einem ganz besonderen Ort statt: eine Zone à défendre (ZAD) – zu deutsch : eine zu verteidigende Zone. An diesem Ort sollte bereits vor vielen Jahren ein Flughafen gebaut werden. Doch dies wurde durch eine Besetzung dieses Raumes erfolgreich verhindert. Die Besetzer:innen kämpfen jedoch weiterhin dafür, dass sie in der ZAD leben dürfen.
Am 12. Juli war die Ankunft bei dem Transborder Camp. Es kamen mehr als 800 Menschen aus ganz unterschiedlichen Orten der Welt nach Nantes, zum Beispiel aus Mali, aus Mexiko, aus dem Sudan, aus Deutschland, Frankreich, Belgien und viele mehr. Viele Organisationen waren vertreten, darunter auch einige Redakteur:innen des netzwerks medien.vielfalt!
Beim Camp geht es um Bewegungsfreiheit, Solidarität, Selbstorganisationen, Unterstützungsgruppen, antirassistische Kämpfe, es geht um Kämpfe für die Rechte von Geflüchteten. Ich habe mit Menschen gesprochen, die aus Bruxelles kommen. Dort haben sie eine Selbstorganisation von Geflüchteten gemacht für die Rechte von Sans-Papiers. Ich habe an einem Workshop zum Thema Selbstorganisation teilgenommen und habe festgestellt, dass die Leute in Frankreich, was das betrifft, sehr fortgeschritten sind im Vergleich zu Deutschland. Sie sind sehr engagiert und haben es irgendwie erreicht, von den Kommunen richtig anerkannt zu werden.
Es gab auch einen Workshop zum Thema migrantisches Leben heute und auch zur Frage, wie man einen Schengen-Visa bekommen kann. Eine Person hat erzählt, dass bei diesem Antrag nicht nur der lange Weg schwierig ist, bis man alle Dokumente bekommt, sondern auch danach, während man auf die Antwort wartet, denn man fühlt sich unsicher und hat Angst, was falsch gemacht zu haben. Fehler können ja vielleicht dazu führen, dass man kein Visum bekommt. Es gab viele Menschen, die darüber berichtet haben, wie oft sie versucht haben, ein Visum zu beantragen in ihren Ländern und ohne Begründung nie eines bekommen haben.
Viele unterschiedliche Organisationen waren beim Transborder Camp anwesend. Eine davon war Top Manta, eine Selbstorganisation von Geflüchteten aus Spanien. Sie sind in Barcelona aktiv. Sie betonen in ihrer Arbeit, dass Produkte legal sind und weltweit reisen dürfen, aber Menschen nicht! Menschen werden illegalisiert!
Warum ist es wichtig für uns, am Transborder Camp teilzunehmen? Rouby aus der Redaktion Our Voice Freiburg, auch Teil vom netzwerk medien.vielfalt!, beantwortet diese Frage: “Das Transborder Camp ist, meiner Meinung nach, ein sehr wichtiges Treffen, weil wir dort über unsere gewohnten Treffen, den Treffen auf nationaler Ebene hinausgehen. Wir begegnen Menschen aus unterschiedlichen Ländern, von unterschiedlichen Horizonten und teilen die Erfahrungen, die wir in unterschiedlichen Ländern Europas machen. Menschen außerhalb Europas, zum Beispiel aus Afrika, teilen Erfahrungen mit uns, die wir uns hier gar nicht vorstellen können. Es ist ein Treffen, welches uns die Möglichkeit gibt, Realitäten von denen wir zwar wissen, aber von denen wir nur vage Vorstellungen haben, zu entdecken. Hier haben wir zudem die Möglichkeit Menschen kennenzulernen, die zu spezifischen Themen arbeiten und die eine spezifische und reelle Erfahrung haben zur Situation von Migrant:innen, sei es im Sahara mit Alarmphone Sahara, sei es in Ländern wie Nigeria, Mali, Marokko… Es ist eine tolle Chance für migrantische Selbstorganisationen oder Unterstützungsgruppen über ihre Länder hinaus Netzwerken zu können. Man kann in Bezug auf verschiedene Themen, verschiedene Kämpfe oder auch geschlechtsspezifisch Netzwerken. Wir können hier eine tiefe Verbindung zwischen unseren unterschiedlichen Kämpfen schaffen und das ist wirklich großartig!”