Fast jede zehnte Person in Deutschland hat Erfahrungen mit Depressionen. Auch die Lebenszufriedenheit der in Deutschland lebenden Personen ist auf einem historischen Tief. Die letzten Jahre haben sich durch leistungsorientierte Politik, Pandemie, Klimawandel und Kriege negativ auf die Situation seelischer Gesundheit ausgewirkt. Umso wichtiger ist die Erkenntnis, dass in den letzten Monaten immer häufiger über das Thema gesprochen wird. Zwar nicht über die Entstigmatisierung von Psychosen, Borderline oder bipolaren Störungen, aber zumindest sind Angst, Panik und Depression Themen über die nun teilweise offen gesprochen werden kann.
Dass wir darüber sprechen können ist vor allem auch durch Aufklärungsarbeit, wie die des (not) okay Podcasts erst möglich. Denn nicht erst seit gestern beschäftigt sich der Anti-Stigma-Podcast von Diversity Media e.V. realistisch, kritisch und empowernd mit den Themen Psyche, Krankheit, Gesundheit, Stereotype und (Ent-)Stigmatisierung.
welcome crazies!
Yumn Ammar und Megha Uchill vom netzwerk medien.vielfalt! haben bereits 8 Folgen ihres Podcasts veröffentlicht. Zwischen praktischen Tipps zur Therapeut*innen-Suche und dem Umgang mit der eigenen Erkrankung, finden sich auch immer wieder Positionierungen gegen “toxic positivity” (sprich der verbreiteten Tendenz bestimmte Denkweisen systematisch zu vermeiden und zu verdrängen oder sie durch positive Denken zu ersetzen) und Stigmatisierung allgemein.
Besonders an dem Podcast (not) okay ist seine intersektionale Ausrichtung, der die beiden Medienmacherinnen nicht nur in ihrer Rolle als Betroffene, sondern auch als Frauen mit Zuwanderungsgeschichte denkt. So wird die eigene Betroffenheit auch vor dem Hintergrund der eigenen Zuwanderungsgeschichte analysiert und reflektiert. Dabei wird vor allem auch über die verschiedenen Problemlagen und fokussierten Perspektiven aufgeklärt.
why it is okay not to be okay
Die Folgen und Themen von (not)okay sind vielfältig. Mal geht es um die Verschiebung psychischer Belange zu “quirky personality traits”, dann um die selbst auferlegten Optimierungsansprüche und -versuche zum Jahreswechsel. Folge 5 zum Thema “why multilingual sucks” erschien (ausnahmsweise) in englischer Sprache und stellte sich der Frage von Vor- und Nachteilen eines Lebens mit mehreren Sprachen.
Yumn und Megha sind mit ihrem Podcast (not) okay Teil des Vereins Diversity Media e.V. in Nürnberg. Der Verein setzt sich für Inklusion, Transkulturalität und Diversität auf gesamtgesellschaftlicher, sowie medialer Ebene ein. Dafür hat der Verein in Nürnberg einen Media-Workspace – eine diversitätssensible Medienwerkstatt geschaffen, in der es allen Menschen möglich ist Medienmacher*innen zu werden.
(not) okay ist mutig und richtet sich nicht nur gegen das Stigma, sondern macht es überhaupt erst möglich die Lebenswelt von Menschen mit psychischen Erkrankungen sichtbar zu machen. Der Podcast klärt auf und ist damit ein Schritt in die Richtung Stigmatisierung und Diskriminierung langfristig zu überwinden.